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das Tief vor der Veröffentlichung

Ganz ehrlich: Am liebsten hätte ich alles hingeschmissen.

Unsere Anthologie #Gruselmeer ist gestern erschienen und doch war ich kurz vorher in so einer doofen Phase, dass ich am liebsten alles geschmissen hätte. Natürlich habe ich niemandem davon erzählt, denn was hätte es gebracht, wenn ich meine doofen Gedanken und negativen Gefühle mit ihnen geteilt hätte. Es war meine eigene, subjektive Welt, die mich runtergezogen hat. Und heute möchte ich euch ein bisschen davon erzählen. Genau genommen sind ein paar Geschehnisse der letzten Wochen der Grund, der mich wieder zum Bloggen treibt - genau wie unter anderem er mich vorher davon abgehalten hat, euch zu berichten, wie es mir gerade so geht.

 

Sicherlich kennen mich die meisten von euch als motivierten und immer gut gelaunten Menschen. Dass dies nicht 24/7-Zustand ist, brauche ich eigentlich nicht erwähnen - schließlich schlafe ich ja auch zwischendurch mal xD

 

Und ich habe es mehr oder weniger selbstredend zu meiner Lebensaufgabe gemacht, mit meinem Tun und Sein, andere Menschen dazu zu motivieren, ihre eigenen (Lebens-)Träume zu verwirklichen. Dabei investiere ich je nach Mensch unterschiedlich viel Zeit. Je nachdem, wie nahe mir dieser Mensch ist, kann er mich 24/7 erreichen, wenn die Situation es verlangt.

 

Nun gibt es da diesen Menschen, einen der wenigen aus meinem früheren Leben, dessen Lebensträum mich in den letzten Wochen und Monaten stark beschäftigt hat. Ich kenne ihn wie gesagt schon seit Jahren und ich weiß, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als diesen einen Traum zu verwirklichen. Nur hat er nicht die ausreichende Motivation, ihn zu verwirklichen. Mein Helfersyndrom sprang an. Klar stand ich mit Rat und Tat zur Seite, hörte stundenlang zu, was nicht so cool läuft und wie es seiner Vorstellung nach besser laufen könnte. Wir planten auch gemeinsame Projekte, die aus beiderseitigen Zeitgründen noch nicht realisiert werden konnten. Wir träumten gemeinsam und ... seine Probleme wurden nach und nach zu meinen Problemen.

 

Ich glaube, wenn man wirklich etwas will, dann kommt irgendwann der Punkt, an dem man es einfach tun sollte. Es gibt nichts mehr zu überlegen, nichts mehr zu bedenken, wenn alles bereits be- und durchdacht wurde. Diesen Schritt kann niemand für einen anderen tun. Wenn der Weg vor einem schon mit flauschigen Decken und Kissen ausgepolstert ist und einem nur noch dieser eine Schritt zu tun bleibt, der einem den Traum etwas näher rückt, muss man springen.

 

Er hat diesen Absprung nicht geschafft. Und mich dadurch mehr als nur verletzt und enttäuscht. Allerdings versuche ich mich von diesem Gefühl wieder zu distanzieren, denn hier wurden meine eigenen Erwartungen nicht erfüllt ...

 

Wenn ich gebe, erwarte ich eigentlich nichts zurück. Nur Ehrlichkeit, das wünsche ich mir. Wenn ich jemandem helfe, dann erwarte ich den Respekt, dass dieser Mensch ehrlich zu mir ist. Mir sagt, wenn ihm etwas nicht passt. Mir sagt, wenn es zu viel ist, zu schnell geht. Mir sagt, wenn er seinen Traum doch nicht verwirklichen will. Das erfordert aber auch eine gewisse Ehrlichkeit zu sich selbst und die Fähigkeit, Kritik anzunehmen.

 

Was ich bekommen habe, waren Lügen und Ausreden. Mein Vertrauen wurde missbraucht, persönliche Grenzen überschritten. Immer und immer wieder. All die Worte, all die Zeit, all die Energie, die ich gegeben habe, um zu helfen, wurde mir genommen. Und das hat mich kurz vor der Veröffentlichung so ausgelaugt, dass ich keine Kraft mehr hatte, mein Team zu motivieren. Dass ich manchmal so ruppig war, so gestresst und genervt, weil ich so viele andere Dinge aufgeschoben habe, die eigentlich zu tun waren. Ich setzte mich selbst unter Druck. Und meine Stimmung weckte auch Angst, nicht in mir, sondern in meinem Liebsten. Würde unsere Beziehung diesen Druck, diese Situation verkraften?

 

Ja. Unsere Beziehung hat es nicht nur überstanden, sondern wurde dadurch auch gestärkt. Und auch ich bin verändert aus der Situation herausgetreten, auch wenn sie noch nicht ganz überstanden ist. Sowas geht nicht von heute auf morgen.

Ich für meinen Teil, versuche Abstand zu gewinnen. Von dem Menschen, der mir Energie nimmt, die ich gebe, um zu helfen. Denn ich habe verstanden, dass das nicht meine Baustelle ist. Menschen müssen selbst ihren weg gehen. Ich kann helfen und ermutigen, motivieren und inspirieren. Was ich aber nicht möchte, ist dass meine Träume, Wünsche und Ziele auf der Strecke bleiben. Ich kann nicht immer nur geben, sondern muss auch an mich denken. Daher ist es wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu verteidigen.

 

Ich werde meine Schreibzeit nicht mehr für Menschen geben, die ein Endlosprojekt sind, weil sie am Ende doch nicht springen, weil sie weiterhin in ihrer Traumwelt leben wollen und sich da pudelwohl fühlen. Wenn ich nichts ändern kann, dann werde ich es nicht mehr versuchen - auch wenn es wehtut, die Menschen unglücklich in ihrem unveränderten Leben unglücklich zu sehen, obwohl man es so leicht ändern könnte. Ich muss akzeptieren, dass nicht jeder diesen Schritt gehen kann, den ich so klar und deutlich sehe, weil es nicht für jeden so leicht ist, wie für mich. Einfach loslaufen hat mir so viel gegeben. Nicht darüber nachzudenken, was schief gehen kann. Einfach laufen. Manche Menschen können es einfach nicht. Und ich kann es nicht für sie tun.

 

Ich werde meine Kraftreserven für die Projekte einsetzen, die ich liebe und hinter denen ich stehe. Ich werde mir wieder mehr Zeit für mich (heraus-)nehmen, ohne mich bei anderen dafür verteidigen zu müssen. Ich werde mir bewusst Zeit für Menschen nehmen, die mir gut tun, und auch mal keine Zeit für Menschen haben, die mir (wissend oder unwissend) Energie rauben, denn dafür bin ich mir zu schade. Ich gebe nicht meine Träume auf, nur um die Träume der Menschen, die noch nicht soweit sind, zu betreuen.

Und ein Satz, den ich vor ein paar Tagen in dem Buch Meditation von Ajahn Brahm gelesen habe, begleitet meine Gedanken immer und immer wieder:

 

Nicht meine Sache.

 

Manchmal ist es so einfach. Deswegen entscheide ich mich bewusst dafür, was meine Sache ist und was nicht. Und der Traum von dem anderen Menschen ist einfach nicht meine Sache. Ich habe mein Möglichstes getan, um zu helfen, aber jetzt ist es nicht mehr meine Sache.

 

In diesem Sinne: Passt auf euch auf! ♥

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